Die Ursprünge und Hintergründe des Yoga im Überblick
Yoga ist ein ganzheitliches philosophisches System – eingebettet in die Jahrtausende alte philosophische Tradition Indiens. Es ist eines der sechs sogenannten Darshanas (Weltanschauungen) des Subkontinentes.
Yoga ist ein Sanskritwort und bedeutet frei übersetzt „verbinden“. Die entsprechende Wurzel des Verbes ist „yui“, was „anjochen“ heißt. Gemeint ist die Verbindung mit sich selbst; die Verbindung mit dem, was jetzt ist. Yoga ist die Erkenntnis des wahren Selbst und das Streben nach dieser.
Die ersten Zeugnisse über den Yoga finden sich in den Veden, den heiligen Schriften Indiens, die vor 2000 bis 5000 Jahren verfasst wurden.
Im letzten Jahrhundert kam der Yoga auch in den Westen. Yogalehrende wie T. Krishnamacharya reformierten den Yoga in Indien. Seine Schüler Patthabi Jois und B.K.S. Iyengar und auch sein Sohn T.K.V. Desikachar machten den Yoga populär in Europa und Amerika. Heute findet man Yogalehrende und Yogaschüler auf allen Kontinenten.
Ein wichtiges Werk für das Verständis der Yogaphilosophie ist das „Yoga Sutra“. Es entstand vor ca. 2000 Jahren und wurde von Patanjali (Autor und Grammatiker) in Sanskrit, der altindischen Gelehrtensprache niedergeschrieben.
Sutra heißt Faden. Als Leitfaden definiert es den Yoga bis heute und beschreibt den Weg sowie seine Wirkung. Es handelt sich um eine komplexe philosophische Betrachtung. Es wurde aus dem Sanskrit in viele Sprachen übersetzt und vielfach interpretiert. Das „Yoga Sutra“ umfasst 195 Verse.
Die Essenz dessen, was Yoga ist, steht bereits in den ersten Versen des Yoga Sutra: „Yoga ist das zur Ruhe kommen der seelisch-geistigen Vorgänge.“ Und wenn diese Vorgänge zur Ruhe gekommen sind, erkennt sich das eigene unveränderliche Selbst. Yoga ist sowohl dieser Zustand als auch der Weg dort hin.
Einmal auf dem Yogaweg gibt Patanjalis Yoga Sutra klare, stets gültige Empfehlungen.
Im zweiten und dritten Kapitel benennt er die viel besprochenen acht Bestandteile des Yoga:
Der Ashtanga Yoga – der achtgliedrige Pfad (ashto = acht, angas = Glieder)
Ashtanga Yoga sind acht Komponenten, die als Übungsfelder von Patanjali vorgeschlagen werden. Sie bauen nicht allein aufeinander auf, sondern greifen ineinander und gehen Hand in Hand. Das Leben selbst ist das Feld für angewandten Yoga.
Yama – die Ethik, beschreibt fünf Aspekte des gesellschaftlichen Umgangs miteinander
- Ahimsã – Gewaltlosigkeit
- Satya – Wahrhaftigkeit
- Asteya – Nicht stehlen
- Brahmacharya – Reiner Lebenswandel
- Aparigraha – Nicht anhäufen
Niyama – der Umgang mit sich selbst, enthält folgende fünf Empfehlungen
- Sauca – Reinheit
- Santosha – Zufriedenheit
- Tapas – Glühen für etwas / Leidenschaft / Disziplin
- Svadyaya – Selbsstudium und Studium der (heiligen) Schriften
- Ishvara Pranidhana – Hingabe an eine höhere Instanz, bzw. die Akzeptanz, dass wir nicht alles kontrollieren können oder das Vertrauen darin, dass wir unser Selbst erkennen können werden
Asana – (Aus)üben von Körperhaltungen
Pranayama – Atemübungen, Erlernen von Atemtechniken, Atemkontrolle
Pratyahara – Rückzug der Sinne, Sinnesberrschung
Dharana – Konzentration
Dhyana – Meditation
Samadhi – reine Harmonie, pures Bewusstsein, All-Einheits-Erfahrung
Hier wird klar, dass der Mensch von der Vielschichtigkeit des Yoga in allen Lebensbereichen profitieren kann.