prānāyāma

prānāyāma

prānāyāma ist die Praxis des Atmens oder auch die Kunst des Atmens.

Die Kraft, die im Atem liegt, ist seit je her in Indien (und anderswo) bekannt. Schon vor tausenden von Jahren haben Menschen mit dem Atem experimentiert, ihn beobachtet, modifiziert und seine Auswirkungen erforscht.

Das Wort prānāyāma setzt sich zusammen aus prāna und ayāma.
prāna bedeutet sowohl (Lebens-) Energie, als auch Atem.
ayāma stammt von der Wurzel yam: zähmen, kontrollieren, in die Ordnung bringen, einbehalten, ausdehnen, verlängern.
āyāma heißt Kontrolle – prāṇāyāma heißt Atemkontrolle (in manchen Tantras auch Ausdehnung, Extension)

Früheste Belege über die immense Bedeutung von Atempraktiken im Kontext des Yoga finden wir bereits in den Upanishaden, einem Textkorpus, der sich mit Fragen nach dem Selbst und der Befreiung aus dem Zyklus der Widergeburt, der Erlösung, beschäftigt. Die ältesten Upanishaden entstanden vor unserer Zeitrechnung (ca. 600 v.u.Z.). Auch in den Tantras und im Hathayoga (spätere Strömungen und Praktiken des Yoga) hat prānāyāma einen herausragenden Stellenwert.

Die Kraft liegt in der unmittelbaren Verbindung zwischen Atem und Nervensystem. Wir können über das Kennenlernen und Beeinflussen des normalerweise autonom ablaufenden Atems, unser emotionales und gedankliches Erleben willentlich beeinflussen.
Der Atem ist im Yoga und Buddhismus DER Anker für den Geist, er hilft beim Ausrichten im Jetzt und zähmt das ungezügelte Treiben des Denkens und Fühlens.

Das Ziel von prānāyāma ist es, über die Kontrolle des Atems Kontrolle über den Geist zu erlangen.

In der haṭhapradīpikā, einer mittelalterlichen Schrift (ca. 15. Jh) heißt es: Wie ein Elefant, ein Löwe, ein Tiger langsam gezähmt werden, so muss auch die Kontrolle über prāṇa graduell erreicht werden, andernfalls vernichtet es den Übenden. HP 2.15

Ebendort heißt es über die Verbindung zwischen Atem und Geist (manas):  manas & prāṇā sind vermischt wie Milch & Wasser, ihre Aktivität ist gleicher Natur. Wo prāṇā ist, ist auch manas aktiv, wo manas ist, ist auch prāṇā aktiv. HP 4.24
Schlüsselbegriffe hier sind: śanaiḥ śanai – langsam, graduell, Schritt für Schritt
und yathāśakti: gemäß der individuellen Fähigkeit.

Im yogasūtra (mit seinem primären Kommentar, den bhāshya), das im 4./5. Jh. n.u.Z. entstand, werden prānāyāma die Sutras 2.49 bis 53 gewidmet. Die Qualität des Atems wird hier als dīrgha = verlängert, lange, hoch, groß und sūkṣmaḥ = subtil, verfeinert, fein, Schmal, dünn beschrieben.

Es gibt verschiedene Atemtechniken. Beispielsweise nadhi shōdhana – auch anuloma-viloma genannt, sūryabheda: den Sonnenkanal perforieren, ujjāyī: „das, was zum Sieg führt“ , sītkārī: Einatmen durch den Mund mit sīt, Ausatmen durch die Nase,
śītalī: Zunge zu einem Röllchen geformt, abkühlend, bhastrikā: Blasebalg-Atmung mit Atemverhaltung/kumbhaka, bhrāmarī: „Bienensummen“  und viele mehr.

Es kommt nicht darauf an, möglichst viele Techniken zu kennen und auszuführen, es genügt eine oder zwei Techniken, die kontinuierlich praktiziert werden, um den Effekt zu erhalten.

Jeden Freitag morgens: 10 Uhr bis 10:30 Uhr vor der Mysore Klasse

Dienstag am Abend: 21:20 – 21:50 Uhr nach der Mysoreklasse am 22. April , 29.April und 6. Mai

Montag am Morgen, online: 7:30 bis 8 Uhr, 5.,12. und 19. Mai